Wohnhaus Lenbachweg 3

Heim für einen Maler und einen kolumbianischen Konsul

Karte mit Position von „Wohnhaus Lenbachweg 3“

Lenbachweg 3 99425 Oberweimar

Heute betritt man die stattliche Villa vom Lenbachweg aus, durch den ehemaligen Lieferanteneingang. Ursprünglich reichte das Grundstück bis hinunter zur Belvederer Allee; von dort führte eine herrschaftliche Treppe hinauf zum eigentlichen Eingangsbereich der Villa. An der Stelle, wo Ende der 90er Jahre Mehrfamilienhäuser gebaut wurden, befand sich zuvor ein parkartiger Vorgarten.

Obwohl von neuen Häusern bedrängt, hat sich das Repräsentative der Villa erhalten. Die Villa gehört zu den charakteristischen Beispielen der Reformarchitektur in Weimar. Kennzeichnend dafür sind die Materialien und Farben, ockerfarbener Putz, grüne Fensterläden, rote Dachziegel und hellgrauer Travertin am Gebäudesockel. Im Inneren ist die Villa u.a. mit Deckenstuck, einer Wandnische im Eingangsbereich und bemerkenswerten Ausmalungen im Speisesaal versehen.

Der Kunstmaler Friedrich Wilhelm Huber ließ, 37-jährig, die Villa 1914/15 nach eigenen Vorgaben von seinem Freund, dem Berliner Architekten Hans Thomas, errichten. Er bewohnte die Villa zusammen mit seiner Frau und drei Kindern.

Sein Studium an der Akademie für Bildende Künste in Berlin hatte er einige Jahre zuvor abgeschlossen. Zu seinen Lehrern gehörte auch Max Liebermann. Seine bevorzugten Motive waren Porträts und Landschaften.

Mit Hingabe widmete er sich dem Garten am Haus, der ihm auch Quelle der Inspiration war. Auch Wanderungen unternahm er gerne, wobei er seine Staffelei oft mitnahm.

Lenbachweg 3

Noch heute ist im Obergeschoss ein Atelier erhalten, das Atelierfenster befindet sich auf der Seite in Richtung des Gebäudes Lenbachweg 1. Friedrich Wilhelm Huber und seine Frau sollen sehr gut Klavier gespielt haben. Der Komponist Richard Strauß und die Familie von Schirach sollen Gast in dieser Villa gewesen sein.

Nach nur 7 Jahren zog Huber mit seiner Familie aus und verkaufte 1922 das Anwesen an den kolumbianischen Konsul Friedrich Haltermann.

Haltermann (1875–1948) war viele Jahre Chef einer Kaffee-Export-Firma in Kolumbien gewesen. 1922 kehrte er mit seiner Frau und drei Söhnen in seine Heimat zurück, die Jungen sollten deutschen Gymnasien ihr Abitur ablegen. Weimar als Wohnort wählte er auf Empfehlung, des guten Klimas wegen. Nach dem Krieg bewohnten immer wieder wechselnde Mieter die Villa. Nach 1989 wurde das Haus rückübertragen, die Bewohner zogen aus und für einige Jahre stand das Haus leer, war faktisch dem Verfall preisgegeben. In dieser Zeit wurden auch die Wohnhäuser „im Vorgarten“ der verfallenden Villa gebaut. Dann gelang es, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen und vor dem Abriss zu bewahren. Dank umfangreicher Sanierungsmaßnahmen der neuen Besitzer wurde die Villa doch noch gerettet und erstrahlt im alten Glanz – nicht aufdringlich, aber gediegen elegant.

Literatur und Quellen
  • Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen 4 Bd. 2: Stadt Weimar – Stadterweiterung und Ortsteile, E. Reinhold Verlag, Altenburg 2009. ISBN 978-3-937940-54-0.
  • Christiane Weber: Villen in Weimar, Band.3, Rhino Verlag, Arnstadt 1999. ISBN 978-3-932081-23-1, S. 242-247.