Erbaut 1928-29 von Georg Volkmar (Entwurf: Paul Bräunlich)
Kippergasse 7a 99425 Ehringsdorf
„Das Wohnhaus wurde 1928 im Auftrag des Buchdruckers Georg Volkmar nach einem Entwurf von Paul Bräunlich (Weimar) errichtet und ist ein charakteristisches Beispiel für die Adaption städtischer Hausformen in den stadtnahen Dörfern.
Das giebelständige eingeschossige Gebäude mit annähernd quadratischem Grundriss ist leicht aus der Bauflucht zurückgesetzt und hat ein ziegelgedecktes Satteldach.
Das Kellergeschoss ist mit Natursteinbossen verkleidet, die gemauerten Außenwände sonst verputzt. Der zur Straße weisenden Giebelseite ist eine Veranda angefügt. Eine dort befindliche Fläche zwischen zwei Fenstern ist mit Hartbrandziegeln verkleidet. Die unterschiedliche Färbung der Steine und die in regelmäßigem Abstand versetzten, schwach vorspringenden Bindersteine erzeugen ein expressives Muster. Derartige Anklänge an die expressionistische Architektur, die auch bei den Verdachungen der Fenster zu erkennen sind, finden sich bei den Bauten Bräunlichs mehrfach. Die Raumstruktur der Erbauungszeit blieb ebenso erhalten wie die dazugehörige wandfeste Ausstattung, bestehend u.a. aus den Fenstern, Türen und der einläufigen verzogenen Treppe mit Stabgeländer. Ein Holzlattenzaun begrenzt das Grundstück zur Straße.“
Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen, S. 969
Bisherigen Nutzungsgeschichte
Das einzelnstehende Wohngebäude Kippergasse 7a ist im Jahr 1928 durch den Buchdrucker Georg Volkmar für seine Familie mit zwei Kindern in Auftrag gegeben worden.
Die zur Erstellung des Bauvorhabens benötigten finanziellen Mittel hatte die Familie im Grunde nicht zur Verfügung. Durch Zuwendung des Bruders der Ehefrau (Bankangestellter in Erfurt) und unter Beschaffung von Krediten, ist mit zur Hilfenahme des Architekten Paul Bräunlich das sehr ehrgeizige Projekt realisiert worden.
Interessanterweise waren die ersten Entwürfe mit einem Flachdach geplant in Anlehnung an den Bauhausstil (nur mündlich bekannt). Dieses wurde aber nicht genehmigt. In Planungen war auch eine im Straßenzug übliche Ausrichtung des Giebels an der Grundstücksgrenze. Ganz im Gegensatz wurde bei der Erbauung das Haus aus der Straßenflucht zurückgesetzt und mit einem Erker im Erdgeschoss versehen. Der Sockel ist wie hier üblich aus Ehringsdorfer Travertin. Weitere Besonderheiten sind die Eckfenster im Untergeschoß und der Flur, der sich mit der Treppe in der Mitte des Hauses befindet.
Die Einstufung zu einem Einzeldenkmal erfolgte Mitte der 1990 Jahre unter Berücksichtigung der von Architekten hier umgesetzten Gestaltung und von den Nutzern fast unveränderten baulichen Beschaffenheit. Gründe für die unveränderte Konstruktion, sind wie bei vielen Gebäuden in den Nachkriegsjahren der Mangel an Material für Instandsetzungs- und Investitionen in die Verbesserung der Installationstechnik zu suchen. Natürlich waren auch die finanziellen Mittel beschränkt. So wurden die letzten Hypotheken erst nach 1970 getilgt.
Als größtes Problem des Hauses stellte sich die Beheizung der Räume heraus. Deshalb erfolgte schon im Jahre 1943 die Umrüstung der Einzelfeuerstellen auf einen 4 Räume beheizenden Umluft-Kachelofen. Neben der ungeheizten Toilette im Erdgeschoss, wurde das Bad mit Badewanne durch den Badeofen und die Küche mit dem üblichem Beistellherd geheizt. In diesem Zusammenhang erfolgte wohl auch der Einbau einer zweiten Verglasung in der Küche.
1992 wurde die Umstellung des Kohleofens auf Gaszentralheizung und die Anpassung der Warmwasserversorgung, sowie der Bad- und Toilettenanlage vollzogen. Außerdem wurde der Fußboden in der Küche ertüchtigt. Im Zusammenhang mit dem Heizungsumbau erfolgte eine teilweise Erneuerung der Elektroanlagen für Küche und Keller. Neben umfangreichen, Anstrich- und Tapezierarbeiten sind im Treppenhaus (Kiefer) und in den Zimmern mit den Erkern die Fußböden (Fichtenholzdielen) fachgerecht geschliffen und versiegelt wurden.
Nach dem verheerenden Ilm-Hochwasser vom 16. bis 18. April 1994 begann im Jahr 1995/96 die grundlegende Sanierung allen Fenstern und des Außenputzes inklusive des Anstrichs, die Beblechung der Außenfassadenelemente, Außentreppenanlage usw. Die Durchführung der Fenster- und Fassadensanierung wurde als denkmalpflegerischer Maßnahmen mit 10.000 DM gefördert.
Bereits 2011/12 waren erneut die Fenster auszubessern und mit neuem Anstrich zu versehen. Eine grundlegende Sanierung des Hauses wurde in den Jahren 2017 bis 2020 durchgeführt.
Das Haus blieb über alle Jahrzehnte im Familienbesitz: Nach dem Tod des Bauherren 1964 und seiner Ehefrau 1978 lebte deren jüngere Tochter bis zu Ihrem Tod im Jahre 1991 dort. Danach hatte sich die ältere Tochter mit Ihrem Mann entschlossen dort einzuziehen. Nach dem Tod der kinderlos gebliebenen Eheleute Glogowski (2013 und 2016) gelangte das Erbe des Kulturdenkmales in den Besitz des Neffen der Familie Glogowski, Herrn Hetzel.
Literatur und Quellen
- Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen 4 Bd. 2: Stadt Weimar – Stadterweiterung und Ortsteile, E. Reinhold Verlag, Altenburg 2009. ISBN 978-3-937940-54-0, S. 969.
- Informationen von Herrn Hetzel, 2022 übermittelt an Herrn Günter Zimmermann