Steinbrücke in Oberweimar

300 Jahre altes funktionales Bauwerk ist Quelle künstlerischer Inspiration

Karte mit Position von „Steinbrücke in Oberweimar“

Oberweimar 99425 Oberweimar

Von Weimar aus führt eine Hauptstraße die Belvederer Allee entlang und biegt hinter dem Hotel Leonardo in den Steinbrückenweg nach links ab. Dieser ist inzwischen eine vielbefahrene Straße, die über die alte Steinbrücke in den Ortskern von Oberweimar führt.

Bereits 300 Jahre alt ist sie, und dennoch nicht die älteste Ilmüberquerung. Schon früher gab es an dieser Stelle eine steinerne Brücke, die am 29. ai 1613 durch eine verheerende Naturkatastrophe weggerissen wurde. Wolkenbruchartige Wassermassen und Hagelschauer zerstörten nicht nur die Brücke, sondern schwemmten auch 33 Häuser und 12 Scheunen weg, es ertranken 290 Stück Vieh und 27 Menschen kamen ums Leben.

An diese „Thüringer Sintflut“ erinnert eine steinerne Gedenktafel an einer Mauer im Außenbereich der Gaststätte im Bienenmuseum. Das viel ältere Original ist im Stadtmuseum zu finden.

1615, zwei Jahre nach diesem Ereignis, baute man als Behelf eine Holzbrücke über die Ilm, diese konnte erst 1722 durch eine steinerne Brücke ersetzt werden.

Der Bauherr war Christian August Richter, Oberlandbaumeister in Weimar.

Die neue Brücke über die Ilm ist eine Vierbogen-Steinbrücke. Sie ist aus Muschelkalk und Travertin gebaut, an einzelnen Werksteinen befinden sich Steinmetzzeichen. Neuere Messungen haben ergeben, dass sie 36 m lang ist, 4,3 m breit und dass die Spannweite des größten Bogens 9,2 m beträgt. Der linke Ilmpfeiler ist stromseitig mit einem spornförmigen Wellenbrecher versehen.

Ansichtskarte von 1946?

Wegen des zunehmenden Verkehrs wurde 1952 ein Fußgängerweg angebaut.

Seit 300 Jahren hat diese Brücke manche Unwetter und andere Belastungen überstanden und sie steht noch immer sicher, standfest und zweckdienlich.

Darüber hinaus ist sie ein Blickfang. Besonders schön ist die Sicht auf die Brücke vom Ilmufer des Bienenmuseums aus. Einst wie heute hat die Brücke Künstler zum Malen angeregt.

So diente die Brücke z.B. Georg Melchior Kraus (1737-1806) als Motiv für eine Radierung. Lyonel Feininger (1871-1956) fühlte sich von dem Anblick so inspiriert, dass er zahlreiche Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde gestaltete. Eine Tafel rechts am Beginn des Fußgängerwegs von Oberweimar aus bietet interessante Informationen und ist eine Station des Feininger-Radwegs.

So ist die 300 Jahre alte Brücke ein sehenswertes und für den Verkehr unverzichtbares Denkmal für Oberweimar und kündet von der hohen Kunst der Brückenbaumeister des 18. Jahrhunderts.

Literatur und Quellen
  • Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen 4 Bd. 2: Stadt Weimar – Stadterweiterung und Ortsteile, E. Reinhold Verlag, Altenburg 2009. ISBN 978-3-937940-54-0.
  • Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Böhlau, Weimar 1993; 2., verbesserte Auflage, Böhlau, Weimar 1998. ISBN 978-3-7400-0807-9.
  • Georg Wilhelm von der Lage: Die vollständigen Acta der Thüringischen Sündfluth des Jahres 1613. Weimar Mumbach für Lanckisch in Leipzig und für den Autor 1720.