Erbaut ab 1728
Schloßpark Belvedere 99425 Ehringsdorf
Südlich von Weimar erhebt sich auf einer Anhöhe die Schlossanlage Belvedere.
Barockschloss, Kavaliershäuser, Orangerie, Blumengärten und Landschaftspark bilden ein Denkmalensemble, das seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“ gehört.
Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar legte im Jahr 1724 zunächst den Grundstein für ein einfaches Jagdhaus. Auf seinen Reisen durch ganz Europa lernte er in Wien das prachtvolle Belvedere des Prinzen Eugen kennen. Auch Versailles, das er mehrfach besuchte, diente ihm als Vorbild für die weitere Bautätigkeit.
So wurde das Belvedere in Weimar ab 1728 zu einer repräsentativen Sommerresidenz nach französischem Vorbild ausgebaut.
Heute sind von dieser barocken Anlage die wichtigsten Bauwerke erhalten: das Schloss, die beiden Uhren- und die beiden Kavaliershäuser, und die hufeisenförmige Orangerie, die zwischen 1739 und 1753 erbaut wurde.
Nach dem Tod Ernst Augusts nutzte die Herzoginwitwe Anna Amalia ab 1758 das etwa 4 km vom Weimarer Stadtschloss entfernte Belvedere für ihre alljährlichen Sommeraufenthalte.
Bereits in dieser Zeit begann aufgrund der hohen Staatsschulden, die Ernst August hinterließ, die schrittweise Auflösung der streng gegliederten Struktur der barocken Gartenanlage.
Die Orangerie mit ihrem inzwischen bedeutenden Pflanzenbestand wurde nicht angetastet.
Inzwischen kündigten sich in Europa tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen an. Auf dem Gebiet der Gartenkunst bedeutete das, dass der streng gegliederte Barockgarten von dem sogenannten naturnahen Englischen Landschaftsgarten abgelöst wurde.
Auch in Weimar folgte man dem Zeitgeschmack. Bereits während der Amtszeit Anna Amalias wurden die strengen Strukturen schrittweise behutsam überformt.
Nach dem Regierungsantritt Herzog Carl Augusts 1775 geriet der Belvederer Park zunächst weitgehend in Vergessenheit.
Erst mit der verstärkten naturwissenschaftlichen Forschungstätigkeit Carl Augusts und Goethes gewann Belvedere wieder zunehmend an Bedeutung. In den Folgejahren wurde ein regelrechter Botanischer Garten eingerichtet. Der Pflanzenbestand umfasste um 1820 etwa 7900 in- und ausländische Arten. Der herausgegebene Katalog „Hortus Belvedereanus“ fand große Beachtung und bildet bis heute eine gute Grundlage für die wissenschaftliche Arbeit der nachfolgenden Gärtnergenerationen.
Im Jahr 1804 vermählte sich der Erbprinz Carl Friedrich mit der Zarentochter Maria Pawlowna.
Der Herzog stellte dem jungen Paar 1811 Schloß und Park Belvedere zur Nutzung zur Verfügung.
In den folgenden Jahren setzte die Umgestaltung der Anlagen in einen Landschaftspark nachklassisch romantischer Prägung ein. Bis 1830 entstand das im wesentlichen noch heute sichtbare Bild mit den geschlängelten Wegen, den zahlreichen kleinen Schmuckplätzen und Wasserspielen.
Eine Besonderheit im Belvederer Park stellt der Russische Garten dar. Er wurde 1811 für Maria Pawlowna geschaffen und erinnert bis ins Detail an den „Höchsteigenen Garten“ der Zarenfamilie in Pawlowsk nahe St. Petersburg. Später kamen das Heckentheater und der Irrgarten hinzu.
Der in der Regierung nachfolgende Sohn Carl Friedrichs, Großherzog Carl Alexander ließ Schloss, Park und Orangerie in behutsamer Weise pflegen und nahm nur noch geringe Veränderungen vor.
Nach der Fürstenenteignung gingen Schloss und Park Belvedere in den Besitz des Landes Thüringen über.
1970 übernahmen die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur, NFG die Anlagen in ihre Obhut. In den zwei Jahrzehnten bis zur Wiedervereinigung Deutschlands wurden die im Bestand befindlichen Anlagen auf wissenschaftlichen Grundlagen saniert und rekonstruiert. Umfangreiche Arbeiten am zum Teil überalterten Baumbestand, die Freistellung der Sichten, Beseitigung des Wildwuchses sowie die Nachpflanzung der Gehölze gehören bis heute zu den jährlich wiederkehrenden Tätigkeiten der Gärtner.
Seit 1990 befinden sich die historischen Parkanlagen Weimars im Verantwortungsbereich der Klassik Stiftung Weimar als Rechtsnachfolgerin der NFG.
1998 begann man mit der Sanierung und Restaurierung des gesamten Orangeriekomplexes.
Das Lange Haus, Schauhaus für Pflanzenausstellungen, Krummes Haus, Schwanenhaus und Gärtnerwohnhaus erstrahlen heute in neuem Glanz. In den Sommermonaten bestaunen wir die Kübelpflanzen in ihrer südländischen Üppigkeit im Orangeriehof.
Der Pflanzenbestand hat sich um die Orangenbäume erweitert.
Das südländische Flair locken Besucher aus Nah und Fern zum Spazieren und Entspannen, zum Feiern und Genießen.
Literatur und Quellen
- Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Böhlau, Weimar 1993; 2., verbesserte Auflage, Böhlau, Weimar 1998. ISBN 978-3-7400-0807-9.
- Jürgen Beyer, Jürgen Seifert: Weimarer Klassikerstätten Geschichte und Denkmalpflege, Verlag Ausbildung + Wissen, Bad Homburg 1995. ISBN 978-3-927879-60-7.
- Dorothee Ahrendt (Hrsg.), Roland Krawulsky (Fotos). Weimarer Parks. Edition Leipzig 2013. ISBN 978-3-361-00684-3.