Park an der Ilm 99425 Oberweimar
Der Park an der Ilm ist durch Geschichte und Gegenwart der bedeutendste Park Weimars. Aufgrund seiner stadtnahen Lage ist er ein vielbesuchter Ort des Kunst- und Naturerlebens und der Erholung.
Der denkmalgeschützte Park gehört seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe Klassisches Weimar und gibt Zeugnis einer langen gartenkünstlerischen Entwicklung, die eng mit der Stadt und seiner Residenz verknüpft ist.
Der Park erstreckt sich über fast 2 km entlang der Ilm vom Stadtzentrum nach Süden hinaus in die Natur. In der Umgebung des Stadtschlosses befanden sich bereits seit dem 17. Jahrhundert verschiedene Gärten: der Garten im Bereich des heutigen Sterns, der kleine Lustgarten westlich der Bibliothek und der Welsche Garten zwischen dem Haus der Frau von Stein und dem Tempelherrenhaus.
Die Entstehung weiterer Anlagen waren eng mit dem Wirken Goethes und des regierenden Herzogs in Weimar verbunden.
1776 schenkte Herzog Carl August dem von ihm nach Weimar eingeladenen Dichter das Häuschen mit Garten im Ilmtal, heute Goethe-Gartenhaus. Bald schon begann der Besitzer mit gestalterischen Arbeiten im Garten und am Verbindungsweg zur Stadt. Der Freitod der Christel von Lassberg in der Ilm veranlasste ihn zum Bau der Felsentreppe, heute das Nadelöhr als Gedenkplatz für die junge Frau.
Nach dem Schlossbrand 1774 wurden notgedrungen Festlichkeiten bei Hof in die Natur verlegt.
Das Fest zum Namenstag der Herzogin Luise am 9. Juli 1778 bezeichnete Goethe rückblickend als Geburtsstunde des Parkes, als Beginn einer neuen Epoche der Gartenkunst in Weimar. In den Folgejahren ließ der Herzog als begeisterter Anhänger der neuen Landschaftsgestaltung umfangreiche Verschönerungsmaßnahmen durchführen.
So entstanden in den nächsten Jahren das Borkenhäuschen, eine künstliche Ruine, ein aufrecht stehender Fels mit Inschrifttafel den Wert der Freundschaft zwischen Herzog Carl August und dem Fürsten Franz von Dessau, dem Schöpfer des Wörlitzer Parkes bezeichnend und vieles mehr.
Die Errichtung des Römischen Hauses im klassizistischen Baustil wurde zum Höhepunkt der Parkgestaltung. Neugestaltete Wege und Plätze verbinden die Parkarchitekturen und laden zum Verweilen ein. In den vielen sogenannten „Lustgebüschen“ und „Lustwäldern“ wurden neue meist aus England eingeführte Nadel- und Laubgehölze gepflanzt. Schmuckbeete mit üppigen Blumen rundeten das Bild ab.
Von besonderer Bedeutung sind die vielen Sichtbeziehungen, die dem Park ein lichtes und weites Erscheinungsbild geben. Beispielgebend sei an dieser Stelle die Sicht vom Borkenhäuschen bis zum Kirchturm in Oberweimar genannt.
In der Zeit von 1816 – 1823 entstand durch Neu- und Umbauten das Tempelherrenhaus. Heute ist nur noch der Turm erhalten. Das Haus fiel den Bomben im 2. Weltkrieg zum Opfer.
Die Sternbrücke, die Naturbrücke, die Duxbrücke und die Schaukelbrücke verbinden die Parkteile dieseits und jenseits der Ilm.
Mit dem Tod des Herzogs im Jahr 1828 endete die gartenkünstlerische Gestaltung im Wesentlichen. Der Park hatte etwa die heutige Ausdehnung erreicht.
Besonders Maria Pawlowna, die Schwiegertochter des Herzogs, setzte sich in den Folgejahren für die Pflege und den Erhalt der Parkanlagen ein.
Im Laufe der Entwicklung waren allerdings durch die Überalterung der Gehölze dringende Ausholzungsarbeiten notwendig.
Der Gartenkünstler Eduard Petzold beseitigte in den 1850er Jahren viele überalterte Bäume, öffnete Sichten, drängte übergreifenden Wuchs zurück und pflanzte neue Baumgruppen.
Seit 1900 bekleidete Otto Sckell die Hofgärtnerstelle in Weimar. Er betrachtete es als seine wichtigste Aufgabe, die Parkerneuerung voranzutreiben. Das Umfeld des Schlosses, der Parkeingang am Liszthaus, der Bereich hinter dem Tempelherrenhaus und der Beethovenplatz erfuhren eine Neugestaltung. 1902 wurde das Liszt- Denkmal und 1904 das Shakespeare- Denkmal errichtet.
Während des ersten Weltkrieges und der folgenden von Not geprägten Jahre konnte der Park nur notdürftig gepflegt und unterhalten werden.
Die Bombenangriffe zum Ende des zweiten Weltkrieges hinterließen im Park schwere Schäden am Baumbestand und an den Parkarchitekturen.
1952 übernahm die Stadt Weimar die Pflege des Ilmparkes. Der Dresdner Landschaftsarchitekt Hermann Schüttauf wurde mit der Erstellung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes beauftragt, das in den folgenden Jahren teilweise unter Protest der Bevölkerung umgesetzt wurde.
In den Randbereichen wurden weitere Denkmäler aufgestellt:
- 1949
- Denkmal für den russischen Dichter Alexander Puschkin
- 1956
- Denkmal für den polnischen Dichter Adam Mickiewicz
- 1961
- Denkmal für den Dichter Louis Fürnberg
- 1976
- Denkmal für den ungarischen Dichter Sàndor Petöfi
- 2000
- am Beethovenplatz das Goethe-Hafis-Denkmal
Zwei steinerne Stühle stehen sich als Sinnbild für den Dialog der östlichen und der westlichen Kulturen gegenüber.
1970 ging der Park an der Ilm in die Rechtsträgerschaft der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur über, heute Klassik Stiftung Weimar.
Seitdem werden die Anlagen unter Berücksichtigung des umfangreichen Quellenmaterials und auf Grundlage denkmalpflegerischer Zielstellungen betreut.
Literatur und Quellen
- Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Böhlau, Weimar 1993; 2., verbesserte Auflage, Böhlau, Weimar 1998. ISBN 978-3-7400-0807-9.
- Jürgen Beyer, Jürgen Seifert: Weimarer Klassikerstätten Geschichte und Denkmalpflege, Verlag Ausbildung + Wissen, Bad Homburg 1995. ISBN 978-3-927879-60-7.
- Dorothee Ahrendt (Hrsg.), Roland Krawulsky (Fotos). Weimarer Parks. Edition Leipzig 2013. ISBN 978-3-361-00684-3.