Marienkirche Ehringsdorf (Beatae Mariae Virginis)

… mit Wurzeln im Jahr 1255

Erbaut 1255 / 1500

Karte mit Position von „Marienkirche Ehringsdorf (Beatae Mariae Virginis)“

Anger 99425 Ehringsdorf

Bauzeit

Von der 1255 errichteten romanischen Chorturmanlage mit Kapelle sind nach einem Brand nur wenige Mauerreste erhalten geblieben.

Die Baugeschichte in Stichworten:

Ältester erhaltener Bestandteil: romanisches Erdgeschoss des Turms (1255)
Östliches Langhaus/Chor aus spätgotischer Zeit (1525)
Westliches Langhaus aus der Zeit um 1600 sowie 1906 (Erweiterung)
Kirchturm, Langhaus und Chor wurden mit Natursteinmauern und Sandstein erbaut, die Satteldächer mit Schiefer gedeckt.
Eindeckung mit Schiefer

Besondere Stilelemente und Ornamente

Turm, östliches Langhaus, Chor und westliches Langhaus sich durch hohe Chor- und Triumphbögen verbunden.

Sandsteinkruzifix aus dem 15. Jh. an der Südfassade

Zwei Grabsteine von 1590 und 1599 sind an der Außenmauer erhalten

8 Tafelgemälde mit Aposteldarstellungen aus einem gotischen Altar eingefügt in die 1886 entstandenen Kanzel

Heute gehört die Marienkirche zur Kirchengemeinde Oberweimar-Ehringsdorf im Kirchenkreis Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und wird weiterhin für Gottesdienste genutzt.

Besondere Geschichtsdaten

1330
Erste urkundliche Erwähnung einer Marienkapelle in Ehringsdorf.
1365
Erste urkundliche Erwähnung der Ehringsdorfer Marienkirche.
1377
Übertragung der Kirche an das Nonnenkloster Oberweimar.
1525
Fürstlicher Befehl zur Annahme des lutherischen Glaubens für Weimar und Umgebung. Die Pfarrkirche wird evangelisch.
1599
Die Enkelin des Malers der Reformation (und engem Vertrauten Martin Luthers) Lucas Cranach d. Ä. stirbt in Ehringsdorf als zweite Ehefrau des damaligen Grundbesitzers. Ihr Grabstein befindet sich an der östlichen Außenwand.
1613
Thüringer Sintflut mit Anstieg der Ilm um bis zu 8 Meter, setzt Ehringsdorf und seine Kirche unter Wasser.
1640
Plünderungen durch schwedische Soldaten in Ehringsdorf während des Dreißigjährigen Krieges. Das Gestühl der Marienkirche wird geraubt und verbrannt.
1663
Renovierungsarbeiten.
17. Jh.
Hinzufügung barocker Innenausstattung.
1806
Raub von Teilen der Innenausstattung (Goldene Kelche, silberne Weinkannen und Teller) durch französische Soldaten, die ihr Feldlager zwischen Ehringsdorf und Belvedere errichtet haben.
1863
Weitgehende Entfernung der barocken Innenausstattung.
1886
Die heutige Kanzel und Sakristei werden errichtet ; unter Einfügung spätgotischer Apostelbilder. Ausstattung mit Kronleuchtern und neuem Taufstein. Die in Weimar geborene Kaiserin Augusta (Tochter der Großfürstin Maria Pawlowna und Ehefrau des deutschen Kaisers Wilhelm I.) stiftet für den Altar zwei Kandelaber und weitere Gegenstände.
1908
Verlängerung des Langhauses für ein Treppenhaus, Grund ist der Einbau einer Orgel mit pneumatischer Traktur (zwei Manuale, ein Pedal, 17 Register) durch die Firma Müller aus Berka (gestiftet von Rittergutsbesitzer Richard Heydenreich)
1929
Eindeckung der Dächer mit Schiefer
1958
Ausstattung mit Gussstahlglocken der Glockengießerei Schilling aus Apolda, weil die alten Glocken verloren gegangen (?) sind.
1987
Renovierung und Ausmalung
2006
Renovierung, Restaurierung der Bänke, Erneuerung des Fußbodens

Besondere Geschichten, Anekdoten

Johann Wolfgang von Goethe zeichnet die Kirche 1778 und schreibt über seinen Besuch in Ehringsdorf: „… was über alles geht, sind zwei Linden, die mit ihren ausgebreiteten Ästen den kleinen Platz vor der Kirche bedecken, der ringsum mit Bauerhäusern, Scheuern und Höfen eingeschlossen ist. So vertraulich, so heimlich hab´ ich nicht leicht ein Plätzchen gefunden…“

Kirchplatz Ehringsdorf, Johann Wolfgang von Goethe, 1778

Das Hallische Tageblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 30. Mai 1886 in der Rubrik „Provinz und Nachbarstaaten“:
Die deutsche Kaiserin hat der Weimarschen Kirchgemeinde Ehringsdorf-Belvedere Kruzifix, Leuchter und Blumenvasen, eine prächtige Altardecke, eigene Handarbeit Ihrer Majestät mit folgendem Handschreiben zu Händen des dortigen Pfarrers, geschenkt: „Der Beweis des Andenkens ihrer Gemeinde hat Mich wahrhaft erfreut und gerührt. Wie sollte ich nicht in Meinem ernsten Leben Meiner Jugendzeit dankbar gedenken und teilnehmen an allem, was Meine Heimat betrifft. Ehringsdorf liegt so nahe an dem Schlosse, wo Meine beiden theuren Eltern entschlafen sind, dass Ich Ihrem Andenken die Gabe Meiner Handarbeit widme und den gewünschten Altarschmuck sofort an Sie absende. Gott segne Ihre Gemeinde und das Vaterland!“ Baden-Baden, 22. Mai 1886. Augusta.

In der Zeit der Weimarer Malerschule (Kunstschule, bekannt vor allem für die Praxis der Freilichtmalerei, ihre realistische Landschaftsauffassung und ihre frühen Beiträge zum deutschen Impressionismus etwa zwischen 1860 und 1900) ist neben dörflichen Gassen und der Landschaft auch die Marienkirche in Ehringsdorf ein dankbares Motiv der Kunstmaler (insbesondere das markante Turmdach), etwa bei Karl Buchholz, Christian Rohlfs oder Paul Baum. Später fertigt auch der Bauhaus-Meister Lyonel Feininger eine Zeichnung der Kirche.

Stich aus der Zeit nach 1830, Blick vom Park an der Ilm mit den Kirchen von Oberweimar und Ehringsdorf sowie dem Hainturm.
Ehringsdorf bei Weimar, Christian Rohlfs, 1872
Frühling auf dem Dorfe, Karl Buchholz, 1872
Gemälde, Paul Baum

Wie die Thüringer Landeszeitung u.a. 2013 und 2019 berichtet, hat die Marienkirche ein Statik-Problem. Der Orgelanbau von 1908 senkt sich und reißt ab. Durch den sinkenden Grundwasserspiegel infolge trockener Sommer und das immense Gewicht von Anbau und Orgel senkt sich das Fundament. Offenbar steht der Westgiebel bereits 15 Zentimeter aus dem Lot. Aus Sicherheitsgründen mussten deshalb beide Emporen gesperrt werden.

Quellen und Weblinks