Erbaut 1923 von Georg Muche
Am Horn 61 99425 Oberweimar
Gerade noch zum Ortsteil Oberweimar-Ehringsdorf gehörend, etwas versteckt am Rande des Ilmparks liegt das Haus am Horn – das Versuchshaus des Bauhauses.
Das Bauhaus war eine 1919 in Weimar gegründete Kunstschule. Nach der Landtagswahl 1924 änderten sich die Machtverhältnisse, und die Kunstschule bekam nur noch wenig finanzielle Unterstützung. Das bewog sie, 1925 aus Weimar nach Dessau, später nach Berlin umzuziehen.
Das Haus am Horn ist das einzige von den Bauhäuslern verwirklichte Gebäude in Weimar.
Das eingeschossige Wohngebäude, das für eine 3-4-köpfige Familie konzipiert war, hat eine Grundfläche von ca. 12 × 12 m. Der zentrale Wohnraum von 36 m² ist höher als die angeschlossenen Räume und kann so durch Oberlichter mit natürlichem Tageslicht erhellt werden. Dieser Raum soll dem gemeinschaftlichen Leben der Familie dienen.
Um diesen zentralen Raum sind einzelne Räume angegliedert, gedacht zur Nutzung durch jeweils eine Person. Die Küche ist vom Eingangsbereich her zu betreten. Angegliedert an die Küche ist das Esszimmer, diesem folgt das Kinderzimmer, welches als einziges mit einer Terrassentür ausgestattet und das zweitgrößte Zimmer im Haus ist. Das Kinderzimmer ist mit dem Damenzimmer durch eine Tür verbunden. An das Damenzimmer schließt sich das Herrenzimmer an, dazwischen befindet sich das Bad. Das Herrenzimmer hat eine direkte Verbindung zur Arbeitsnische.
Obwohl die Philosophie der Bauhäusler als fortschrittlich galt, zeigt sich hier doch noch ein sehr traditionelles Familienbild.
„Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“ – so die Überzeugung der Bauhaus-Vertreter. Ziel des Bauhauses war es, die Trennung zwischen Handwerk und Kunst aufzuheben. So gab es an der Kunstschule des Bauhauses unter anderem eine Möbelwerkstatt und eine Werkstatt für Weberei und andere. Viele Disziplinen waren an der Ausstattung des Hauses beteiligt. So ist z.B. ein Schrank für Spielsachen, der zum Puppentheater umfunktioniert werden kann im Haus am Horn anzusehen. Viele Möbel, darunter Stühle und eine Stehlampe, sind zu Design-Klassikern geworden.
Das Haus verfügt über modernste Ausstattungen. Zur damaligen Zeit war es nicht üblich, dass es Warmwasser, einen Gasherd, und modernste elektrische Geräte gab wie Telefone, einen Staubsauger und sogar eine Waschmaschine, die in einem eigens dafür geschaffenen Raum im Kellergeschoss untergebracht war. All dies war kein Standard zu jener Zeit.
Das Haus am Horn wurde 1923 anlässlich der ersten Bauhausausstellung errichtet.
Der Bau zeigt das einfache Haus und seine Einrichtung. Denn Sinn und Wesen der Bauhausarbeit ist der Bau und unser unmittelbares Ziel die Gestaltung unserer Wohnstätte nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten heutigen Lebens. Der Zusammenschluss alles werkmäßigen Gestaltens im Dienste einer Idee, der Bau- und Hausidee, die Zweckbeziehung und Bindung aller Teile macht kollektive Arbeit zur Notwendigkeit und damit den Bau zum Gemeinschaftswerk. Das Siedlungsgelände des Bauhauses soll einem weltgefassten Siedlungsplan dienen, der Einzelhäuser, Bad, Spielplatz und Gärten umfasst. Das weltgesteckte Ziel des Bauhauses schließt den metaphysischen Bau nicht aus, der über die Schönheit des Zweckvollen hinaus als wahrhaftes Gesamtkunstwerk die Verwirklichung einer abstrakten monumentalen Schönheit erstrebt.
aus dem Werbeplakat zur Bauhausausstellung 1923
Das Ziel war, funktionale, rational konzipierte Prototypen für eine serielle und damit preisgünstige Fertigung zu entwickeln. Es sollte die Vorstellung zeitgemäßen Bauens und Wohnens widerspiegeln. Jedoch entsprach die Ausstattung eher den Vorstellungen des gehobenen Mittelstands.
Schon damals sollte in seiner Nachbarschaft eine ganze Siedlung von Häusern des Bauhauses entstehen. Erst in neuerer Zeit ist das Baugebiet „Neues Bauen Am Horn“ entstanden, mehr als 80 Häuser im Bauhausstil wurden in der Nachbarschaft des Hauses am Horn errichtet.
Der Entwurf des Hauses stammt von Georg Muche (1895-1987). Es wurde in nur 4 Monaten errichtet.
Seit 1996 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Literatur und Quellen
- Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen 4 Bd. 2: Stadt Weimar – Stadterweiterung und Ortsteile, E. Reinhold Verlag, Altenburg 2009. ISBN 978-3-937940-54-0.
- Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Böhlau, Weimar 1993; 2., verbesserte Auflage, Böhlau, Weimar 1998. ISBN 978-3-7400-0807-9.
- Paul Kahl: Die Weimarer Museen. Ein erinnerungskulturelles Handbuch, Dresden 2022, 256 Seiten ISBN 9 783954 986354. S. 150–153
- app Weimar+, abgerufen am 1.7.22
- https://de.wikipedia.org/wiki/Bauhausausstellung_von_1923#/media/Datei:Schlemmer-Bauhaus_Werbeblatt_DSC8965.jpg, aufgerufen am 02.07.22